"Hilfe, mein Kind ist verletzt!"

Dennis Buers, Notfallmediziner und Oberarzt der Anästhesie an der Kreisklinik Roth, berichtet beim Förderkreis über Kinder in Not - "Den Pfannenstiel nach hinten drehen!"

In der Küche riecht es schon lecker, und der Stiel der Pfanne ragt deutlich über den Herdrand hinaus – was da wohl drinnen sein mag? Wenn kleine Kinder an Topf- und Pfannengriffe rankommen, ist Gefahr im Verzug! Wenn neben Opas Werkbank ein Benzinkanister offen herumsteht, wenn Tabletten oder Putzmittel nicht verräumt und verschlossen sind, während Kinder da sind, gilt das Gleiche.

„Prävention ist alles!“ Den Satz wiederholt Oberarzt Dennis Buers immer wieder, als er in der Kreisklinik Roth Eltern und Großeltern unter der Überschrift "Wenn Kinder in Not geraten" von Not- und Unfällen von Kindern berichtet.
Egal ob Verbrennungen und Verbrühungen ("Drehen Sie den Pfannenstiel nach hinten!") oder Vergiftungen und Verätzungen – durch Vorbeugung lassen sich viele schreckliche Unfälle von Kindern vermeiden. Dennis Buers kennt aber leider die Fälle, die nicht verhindert wurden – der Anästhesist an der Rother Kreisklinik ist als Notarzt im Rettungsdienst unterwegs und sieht viele Unfälle.

Ein Grund für den Förderkreis der Kreisklinik, den Oberarzt zu einem Vortrag einzuladen, um über seine Erfahrungen zu berichten und Tipps zu geben. Vorsitzender Anton Nagel freut sich, dass der Notfall-mediziner aus der Praxis berichtet: Welche Verletzungen sind vermeidbar, was können Eltern, Tanten, Opas tun, um schnell und wirkungsvoll zu helfen?

Er biete keinen Erste-Hilfe-Kurs an, das macht der junge Arzt und selbst Vater von zwei Jungs gleich klar, denn darauf ist zum Beispiel das BRK spezialisiert, "und ich rate Ihnen ganz dringend dazu, den Kurs wieder einmal zu machen".

Was er aber bietet, ist mehrerlei: Das Einordnen von medizinischen Notfällen von Kindern, so dass sich leichter beurteilen lässt, ob und wann man die 112 rufen muss. Nicht beim Sonnenbrand oder einer kleinen Brandblase, aber wenn eine heiße Tasse Tee auf Gesicht, Hände oder Füße kippt, kann die Haut eines Kindes schon großflächig verbrüht werden. "Scheuen Sie sich nicht", rät der Mediziner, den Notarzt zu rufen.

Was muss getan werden, wenn der Dreijährige einen kleinen Legostein, ein Geldstück oder – schlimmer – eine Knopfzelle oder einen Magneten verschluckt? Auch in diesen Fällen: Rettungsdienst verständigen. Wie sind Atemnotfälle zu bewerten? Buers erlebt Fälle von Pseudokrupp bis Keuchhusten. Manche Mütter seien schon erfahrene Managerinnen und tun beim bellenden Husten längst das Richtige. Für frische Luft sorgen, keine Panik verbreiten, eventuell ein Asthmaspray parat haben, …

Auch die traurigsten Notfälle spart er nicht aus, der plötzliche Kindstod kommt immer noch vor. Zum Glück inzwischen deutlich seltener als noch vor 30 Jahren, zitiert Buers die Statistiken. Über die Gründe lasse sich nur spekulieren. Ob die Risikofaktoren weniger geworden sind oder die Diagnosemöglichkeiten?

Wichtig ist dem Notfallmediziner, dass jede und jeder im Notfall einen Menschen reanimieren kann. "Herzdruckmassage ist nicht schwer", ermutigt er die Zuhörerinnen und Zuhörer, "und sie rettet Leben." Egal ob (in seltenen Fällen) ein Kind oder ein Erwachsener von betroffen ist: "Es ist fast sicher jemand aus Ihrem persönlichen Umfeld. Ehepartner, Vater, Mutter oder Nachbar."

Außerdem ganz wichtig: die stabile Seitenlage. Wer bewusstlos ist, muss unbedingt auf die Seite gelegt werden, um nicht womöglich am eigenen Erbrochenen zu ersticken. Wie das auch bei Kindern ganz leicht geht, hat Dennis Buers mit seinem eigenen Sohn demonstriert: Wie der Arm unter dem Körper angelegt und das Knie angewinkelt wird, zeigt der Junge auf einer Fotoserie zum Nachmachen. Er selbst ist beim Vortrag vom Papa nicht dabei – für kleine Kinder ist da schon Schlafenszeit.


Foto:
v.l.n.r.: Anton Nagel, Robert Scherbel, Dennis Buers

Text: Robert Scherbel
Foto: privat